Chicago: Protestmarsch wird eine Riesenparty
Es war im Juni 1970, als der erste „Gay Liberation“-Marsch durch Chicago zog: Ein lockerer Umzug von Aktivisten und Dragqueens, die mutig die Gleichberechtigung für alle forderten. Mittlerweile ist daraus eine rauschende Pride-Parade geworden, die jährlich fast eine Million Besucher anzieht.
Jubiläums-Pride-Parade, Park- und Straßenfeste
Die große Chicago Pride Parade mit ihren glamourös dekorierten Umzugswagen, bunt kostümierten Menschen und ausgelassenen Tänzern hat einen festen Platz im Eventkalender der Lesben-, Schwulen-, Bi-, Transgender- und Queer-Gemeinde (LGBTQ). Bereits zum 50. Mal schlängelt sich der sechs Kilometer lange Zug am 30. Juni 2019 zu heißen Beats durch die Straßen. Zusätzlich wird rund um die Parade auf unzähligen sozialen, kulturellen, sportlichen und politischen Veranstaltungen die Diversität gefeiert. Dieses Jahr hat sich die Stadt noch etwas Besonderes ausgedacht: Passend zur Parade werden einige Geh- und Fußgängerüberwege bunt gestrichen, damit die Besucher nicht nur Regenbogenfahnen schwenken, sondern auch über Regenbögen schreiten können. Wer etwas früher anreist, kann bereits am Vortag auf der großen Party „Pride in the Park“ in Chicagos Grant Park abtanzen. Die Gäste erwartet Musik, Kunst, Kulinarik sowie der atemberaubende Blick auf die Skyline samt Feuerwerk.
Schon eine Woche vorher beginnen die Pride-Festivitäten mit dem legendären Chicago Pride Fest. Das zweitägige Straßenfest vom 22. bis 23. Juni 2019 feiert das LGBTQ-Leben, seine Kultur und die Gemeinschaft mit pulsierender Musik auf Außenbühnen und in den Bars entlang der North Halsted Street. Später im Sommer lockt eine weitere extravagante Party: Am 10. und 11. August 2019 findet mit den Northalsted Market Days das größte Straßenfest im Mittleren Westen statt, zu dem traditionell hunderttausende Besucher aus aller Welt pilgern, um die Partymeile und unzähligen Live-Acts auf fünf Bühnen zu erleben.
Noch mehr Pride-Feste im Bundesstaat Illinois
Buffalo Grove, ein wohlhabender nördlicher Vorort von Chicago, feierte Anfang Juni seine erste Pride-Parade – auf Initiative der heute 13-jährigen Molly Pinta. Ihr Engagement geht nach Organisation und Durchführung der Parade weiter: Denn der Teenager wird auch an Chicagos 50. Pride Parade am 30. Juni als Großmarschall der Jugend mitwirken. Ein ganzes Pride-Wochenende gibt es in Aurora im Westen von Chicago zu erleben: Das Aurora Pride Weekend 2019 findet vom 6. bis 9. Juni statt und hat von Poetry-Slam und Comedy bis hin zu heißen Tanzpartys sowie der großen Aurora Pride Parade für jeden etwas zu bieten. Auch eine gute Autostunde südwestlich von Chicago rühmt sich Joliet seiner großen Vielfalt und gelungen Integration von LGBTQ-Familien. Dies wird 2019 erstmals mit dem Joliet PrideFest gefeiert. Am 29. Juni 2019 erwartet Besucher im Bicentennial Park ein ausgelassenes Familienfest mit Musik, Drag Queen-Shows, Essenstrucks sowie einem eigenen Kinderbereich mit einem Feuerwehrauto zum Klettern. Die in der Mitte von Illinois liegende Universitätsstadt Champaign feiert ihr Champaign-Urbana Pride Festival erst im September, wenn alle wieder aus den Ferien zurück sind. Auch wenn der Termin noch nicht feststeht: Die Stadt wird wieder die größte LGBT Pride-Feier in Illinois außerhalb Chicagos auf die Beine stellen. Illinois Hauptstadt erstrahlte bereits im Mai beim neunten Springfield PrideFest in den Farben des Regenbogens.
Epizentren von Chicagos LGBTQ-Gemeinde: Boystown, Andersonville, Uptown und Edgewater
Auch in Zeiten, zu denen gerade keine besonderen Feierlichkeiten stattfinden, präsentiert sich die Millionenmetropole Chicago als weltoffenes und tolerantes Reiseziel für die LGBTQ-Gemeinde. In Boystown zum Beispiel, dem ersten offiziellen Schwulenviertel Amerikas, treffen exzentrische Boutiquen auf eine flirrende Restaurant-, Bar- und Club-Szene. Auch die „#AmazingforAll“-Skulptur des Schriftkünstlers Matthew Hoffman hat nun dauerhaft einen Platz in Halsted Street gefunden. Das Center on Halsted ist das größte LGBTQ-Zentrum im Heartland Amerikas und bietet verschiedenste Treffen, Sport- und Unterhaltungsprogramme an. Kulturelle Abwechslung finden Besucher auch bei der Blue Man Group, die sich im Briar Street Theatre etabliert hat, und bei Comedy Shows im Playground Theatre. Bereits seit 25 Jahren führt das Annoyance Theatre bizarre und unkonventionelle Komödien, Kabaretts und Musicals auf, darunter das skurrile „Co-Ed Prison Sluts“ – das am längsten aufgeführte Musical in Chicago. Seit 2012 gibt es in Boystown auch den Legacy Walk bei einem sommerlichen Spaziergang zu entdecken. Auf bronzenen Gedenktafeln werden die kulturellen und weltgeschichtlichen Verdienste von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern gewürdigt. Persönlichkeiten wie Frida Kahlo und Oscar Wilde sind unter ihnen. Jährlich kommen am National Coming Out Day, dem 11. Oktober, neue Tafeln hinzu.
Andersonville, einst ein kleines, von schwedischen Einwanderern gegründetes Dorf, ist ebenfalls zu einem der populärsten LGBTQ-Viertel Chicagos herangewachsen. Architektur und Geschäfte zeugen heute noch vom schwedischen Einfluss, dem auch das gemütliche Schwedisch Amerikanische Museum gewidmet ist. Auf der geschäftigen Clark Street können Besucher durch eine Vielzahl lokaler, unabhängiger Geschäfte und Boutiquen bummeln oder ausgefallene Vintage-, Antiquitäten- und feministische Buchläden entdecken. Den Beinamen „Girlstown“ hat sich das Viertel als Zentrum für die lesbische Gemeinschaft Chicagos in den 1990er Jahren erworben. Heute wird Andersonville für seine Vielfalt und kuriose Atmosphäre geschätzt. Gleiches gilt für die benachbarten Viertel Uptown und Edgewater im nördlichen Chicago, die zu einem entspannten Tag unter LGBTQ-freundlichen Einheimischen einladen. Neben Stränden, Einkaufsmöglichkeiten, erstklassigen Bars, Clubs, Restaurants und Hotels findet sich hier der legendäre Green Mill Jazz Club, wo schon Frank Sinatra auftrat und Szenen von „The Untouchables“ gedreht wurden. Wer lieber innovative Theaterproduktionen sehen möchte, ist ebenfalls in Uptown und Edgewater goldrichtig: Fünfzehn kleine Theater mit 50 bis 100 Sitzplätzen wie das Raven Theatre, das Rivendell Theatre Ensemble und die Steep Theatre Company oder auch das NeoFuturists sorgen für ein vielfältiges und ausgefallenes Unterhaltungsangebot.
LGBTQ-freundliche Ausflugsziele
Auch außerhalb Chicagos bieten zum Beispiel der Vorort Oak Park und das idyllische Städtchen Galena jede Menge Annehmlichkeiten für Romantiker. Umgeben von pittoresken Straßen, erstklassigen Restaurants sowie kleinen Läden, Kunstgalerien und Cafés lässt es sich dort hervorragend von der Großstadthektik entspannen. In Oak Park gewährt zudem das Frank Lloyd Wright Home & Studio einen Einblick in das Leben des legendären amerikanischen Architekten, der rund 27 Gebäude in der näheren Umgebung von Oak Park entwarf. Das Zentrum von Oak Park befindet sich nur 16 Kilometer westlich von Chicagos Loop und ist schnell mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Galena, direkt am Galena River und unweit des Mississippis gelegen, ist rund drei Autostunden westlich von Chicago entfernt und mit seinem historischen Zentrum, Weingütern und Ballonfahrten ebenfalls definitiv einen Besuch wert. Für die Übernachtung stehen hier zwei außergewöhnliche B&Bs zur Verfügung: Das romantische und gay-geführte Aldrich Guest House mit fünf eleganten Gästezimmern sowie das exklusive Jail Inn Hill mit sechs individuellen, großzügig ausgestatteten Luxus-Suiten, das lange Zeit als hiesiges Gefängnis diente
Weitere Informationen zu Illinois erteilt das Fremdenverkehrsbüro Illinois in München unter Telefon +49 (0)89 6890638-51 und gibt es außerdem online auf www.enjoyillinois.de.
Fotos: © u.a. Jason Lindsey, dicesales.com, Bob Stefko