Die Hautreisezeit liegt in den angenehm warmen Wintermonaten (Dezember bis April), wenn die Tagestemperaturen um die 20 Grad liegen. Dazu herrscht im Winter Trockenzeit, was die Anzahl der Moskitos sehr stark reduziert. Ganz im Gegensatz dazu verhält es sich in den Sommermonaten. Während des schwül heißen Sommers muss mit täglichen schweren Regenfällen gerechnet werden. Paradiesische Zeiten für Moskitos, die einen Besuch der Everglades oder Teile davon in den Sommermonaten unmöglich machen können.
Die Everglades verdanken ihren Namen den endlosen (ever), offenen Flächen (glades) aus überwiegend Gräserlandschaften zwischen dem Lake Okeechobee und der Südspitze Floridas. Der indianische Name Pa-hay-okee Fluss aus Gras trifft die Beschreibung der Landschaft und des Flusses sogar besser.
Während der Regenzeit, also in den Sommermonaten, läuft der in der Mitte Floridas liegende Lake Okeechobee über und versorgt auf einer Länge von etwa 190 km und einer Breite bis 80 km die Everglades mit dem notwendigen Wasser bis es in der Florida Bay ins Meer mündet. Dabei überwindet das Wasser vom See bis zum Meer einen Höhenunterschied von ca. 5 m. Bedingt durch das sehr, sehr geringe Gefälle fließt das meist nur 30 cm tiefe Wasser äußerst langsam in Richtung Süden (30 m pro Tag).
Die Weite der Everglades kann man am ehesten auf der 61 km langen Parkstraße zwischen dem Osteingang und dem Küstenort Flamingo "erfahren". Bei der Fahrt durch die Sägegras (sawgrass) Prärie zweigen kleine Stichstraßen zu Aussichtspunkten und Wanderwegen.
Zu empfehlen wären in der Reihenfolge ab Osteingang z. B. das interessante Visitor Center, der Anhinga Trail zur Tierbeobachtung, der Gumbo-Limbo Trail als Beispiel für einen Hammock, dies sind humusreiche Bauminseln in sumpfigen Landschaften auf denen z. B. Sumpfzypressen, Königspalmen, Mahagoni, Gumbo-Limbo-Bäume (Weißgummibaum), Farne, Spanisch Moos und Aufsitzerpflanzen (Epiphyten) wie Orchideen und Tillansien gedeihen. Der Pa-hay-okee Overlook ist eine Aussichtsplattform, von der man einen schönen Blick auf die weiten Graslandschaften und den eingestreuten Hammocks hat. Auf der Weiterfahrt nähert man sich der Küste und kommt an den ersten Mangrovenwäldern vorbei, die in der Gezeitenzone im Wechsel von Salz- und Süßwasser heimisch sind. Am Ende der Parkstraße liegt das ehemalige Fischerdorf Flamingo. Es bietet heute mit der Flamingo Lodge die einzige "feste" Übernachtungsmöglichkeit, einen Campground, eine Tankstelle, Bootsverleih und ausflüge sowie das Flamingo Visitor Center.
Auch Kanufahrten und Bootsausflüge sind im Nationalpark möglich. Eine Herausforderung für Kanuten ist der 160 km lange Wilderness Waterway, der sich zwischen den Orten Flamingo im Südwesten und Everglades City im Nordwesten durch die vorgelagerte Inselwelt der Everglades und den Mangrovenwäldern schlängelt. Mit etwas Glück kann man dort Seekühe (manatees) beobachten. Es muss aber nicht gleich die mehrtägige Marathonstrecke sein. Die markierten Kanustrecken beginnen bereits ab 5 km. Von den beiden vorgenannten Orten starten auch motorisierte Ausflugsboote, die verschiedene Ziele entlang der Küstenlinie ansteuern.
Im Parkbereich gibt es eine ganze Reihe von Trails, angefangen von kurzen Nature Trails bis hin zu mehrstündigen Wanderwegen. Einer der interessantesten Trails ist der Anhinga Trail, den man nach etwa 6 km ab dem östlichen Parkeingang erreicht (in der Nähe vom Royal Palm Visitor Center). Er ist nur 0,5 Meilen lang und führt in Dammlage und teils auf Bretterstegen durch den Tailor Slough, einem breiten Hauptablaufkanal. Vom Trail aus kann man aus nächster Entfernung Alligatoren, Wasserschildkröten und eine Vielzahl von Vogelarten wie z. B. Anhinga (Schlangenhalsvogel), Reiher, Kormoran, Ibis und andere Wasservögel beobachten, ja sogar Raubvögel. Besonders in den Wintermonaten (Trockenperiode) stehen die Chancen sehr gut, viele Tiere und Tierarten zu sehen, da die Wasserflächen wesentlich kleiner sind und somit die Tiere "zusammenrücken" müssen.Ein weiterer sehr interessanter Trail ist die Tram Road im nordöstlichen Shark Valley. Der langgestreckte Rundweg ist 15 Meilen (24 km) lang und zieht sich weit in die Everglades hinein. Diesen asphaltierten Weg kann man laufen, mit dem Fahrrad umrunden oder man steigt in den kostenpflichtigen, offenen Wagenzug (Tram) ein. Am südlichen Wendepunkt steht ein Aussichtsturm zur Tierbeobachtung und man kann gleichzeitig die Weite der Everglades auf sich einwirken lassen.
Die Tierwelt der Everglades ist sehr vielfältig. Dort leben über 500 Fischarten, Reptilien, Amphibien, ca. 300 Vogelarten sowie Meeres- und Landsäugetiere. Am auffälligsten sind die Vögel, meist Wasservögel und die nur im Süßwasser lebenden Alligatoren. Die urzeitlichen Echsen waren vom Aussterben bedroht. Die Bestände haben sich Dank Schutzmaßnahmen wieder sehr gut erholt und so leben heute wieder über eine Million der bis zu 6 m langen Alligatoren in Florida. Der Everglades N.P. ist der einzige Ort weltweit, an dem Alligatoren und Krokodile gemeinsam leben. Das amerikanische Krokodil ist weiterhin vom Aussterben bedroht und bevorzugt die vom Salzwasser umspülten Mangrovenwälder im Küstenbereich.
Der Anhinga (Schlangenhalsvogel) hat eine besondere Technik des Fischfangs entwickelt und ist unbedingt sehenswert. Das lässt sich mit etwas Glück von den Bretterstegen des bereits weiter oben erwähnten Anhinga Trails beobachten. Bereits das Schwimmen ist bei diesem Vogel originell, denn es schaut fast nur der lange Hals mit dem Kopf aus dem Wasser. Wenn er dann beim Tauchen einen Fisch erspäht hat, stößt er mit seinem spitzen Schnabel zu und spießt den Fisch auf. Mit dem aufgespießten Fisch schwimmt er an Land zurück, schleudert den Fisch hoch und fängt ihn mit dem geöffneten Schnabel wieder auf und verschlingt ihn. Diese Geschicklichkeit ist ein wirklich sehenswertes Schauspiel. Anschließend breitet er seine Flügel zum Trocknen aus, denn er kann nicht, wie sonst bei Wasservögeln üblich, sein Gefieder einfetten und so vor Wasser schützen.
Trotz der scheinbaren paradiesischen Verhältnisse sind die Everglades in ihrer Existenz massiv gefährdet. Durch die Erschließung und Besiedlung Südfloridas, die bis heute anhält, wurde den Everglades immer mehr Wasser vorenthalten. In den letzten 100 Jahren haben sich die einströmenden Wassermassen um 80 Prozent und die sumpfigen Grasflächen um 50 Prozent reduziert. Einerseits wurden Feuchtgebiete trockengelegt, Eindeichungen vorgenommen, Kanäle angelegt, nur um weiteren Siedlungsraum und Flächen für die Landwirtschaft zu gewinnen. Andererseits musste das Mehr an Menschen mit Wasser versorgt und die gewonnenen Felder bewässert werden. Lebten 1950 nur etwa 3 Millionen Menschen in Florida so sind es heute (2008) bereits über 18 Millionen. Dazu kommen noch einmal etwa 40 Millionen Touristen, die jährlich die sonnige Halbinsel besuchen und täglich bis zu 20 Milliarden (20.000 Millionen) Liter Wasser verbrauchen. Nicht nur, dass mit dem Wasserentzug weniger Wasser in die Everglades hineinströmt, wird durch die Eindeichungen der Zustrom von Wasser teilweise unterbrochen. Dadurch gehen die Feuchtlebensräume im Park dramatisch zurück, was wiederum einen direkten Einfluss auf die Tierwelt hat. So sind seit Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute schon 90 bis 95 % des gesamten Watvogelbestandes verschwunden.
Durch die Eingriffe des Menschen wird in den Everglades eine ungeheuere Kettenreaktion ausgelöst, mit dramatischen Folgen in der Nahrungskette. Ein Beispiel hierfür sind die überschüssigen Nährstoffe aus der Landwirtschaft, die in großen Mengen von den umliegenden Farmen und Feldern in die Everglades eingetragen werden. Sie zerstören die Mischalgenmatten (Periphyten), die wiederum die Hauptnahrungsquelle und der Sauerstofflieferant für kleine, im Wasser lebende Organismen darstellen. Außerdem sorgen diese Algenmatten in der Trockenzeit für ausreichende Feuchtigkeit, die z. B. Fischeier und Schnecken benötigen, um die langen Monate bis zum nächsten Regen unbeschadet zu überstehen. Da diese Kleinorganismen die Grundlage jedes tierischen Lebens in den Everglades bilden, hat ihre Verringerung auch direkten Einfluss auf den Fortbestand der höher entwickelten Tierarten im Park.
Mit dem 1994 vom Staat Florida verabschiedeten "Everglades Forever Act" wurde ein Gesetz beschlossen, das den Wasserhaushalt Südfloridas für die Natur sowie für den Menschen in der Zukunft sicherstellen soll. Mit diesem Milliarden Dollar schweren Programm sollen Eindeichungen und Kanalsysteme zurückgebaut sowie dem ungezügelten Erschließungsdrang Einhalt geboten werden. Die Umsetzung des Programms und eine erfolgreiche Renaturierung wären für den Erhalt der Everglades dringend erforderlich. Allerdings siegen meist wirtschaftliche und politische Interessen über vernünftige und sinnvolle Maßnahmen zur Rettung der Natur und der Lebensgrundlage des Menschen. Anders sind die nach der Gesetzesverabschiedung fortgeführten Rodungen und Ausweitungen von Siedlungsgebieten im südlichen Florida nicht zu erklären.
In jedem Nationalpark sollte nach Möglichkeit die erste Anlaufstation das Visitor Center sein. Der Everglades National Park hat gleich mehrere davon, die sich auf alle Parkzugänge verteilen. Das Hauptbesucherzentrum liegt in der Nähe vom Osteingang. In den Visitor Centern kann man sich über die Geschichte und Entstehung des Parks, über die Tier- und Pflanzenwelt sowie über die Bedrohungen und Auswirkungen aus dem Wassermangel informieren. Dazu werden auch Diashows und Filme präsentiert. Für weitere Auskünfte stehen Parkranger zur Verfügung.
Der Nationalpark beherbergt zwei für Wohnmobile geeignete Campgrounds. Daneben gibt es eine ganze Reihe von Backcountry Campgrounds. Nur in Flamingo findet man in der Lodge eine Unterkunft und ein Restaurant.
Andere Übernachtungs-, Restaurant- und Einkaufsmöglichkeiten gibt es nur außerhalb des Nationalparks.
Mehr Bilder zum Everglades N. P. aus unserem Fotoarchiv.
Weitere Informationen erhält man im Info-Point.
Das Team von usa-reise.de bedankt sich bei Wolfgang für die Erstellung dieser Präsentation.