In den Jahren nach dem amerikanischen Bürgerkrieg erholte sich Natchez zusammen mit den wachsenden Frachten auf dem Mississippi wieder. Nicht nur Baumwolle sondern auch Holz wurde mehr und mehr auf den Kais vor Ort verladen. Im Gegenzug wurden Industriegüter aus Städten im Norden wie Cincinnati Pittsburgh und St. Louis angelandet. Die starke Bindung an den Fluss, die so lange für wirtschaftliche Stabilität und Wohlstand sorgte, wirkte sich jedoch nach der Jahrhundertwende nun auch nachteilig aus, als die Eisenbahn immer mehr Transportleistungen übernahm und der Frachtverkehr auf dem Fluss immer mehr zurückging. Wie in vielen anderen Städten des Staates, kam es auch hier zu einem wirtschaftliche Niedergang, wobei der Tourismus mittlerweile für etwas Ausgleich sorgt. Natürlich hat diese Entwicklung über die Jahre auch im Stadtbild seine Spuren hinterlassen. Glücklicherweise wurde aber in Natchez schon immer auf die Vergangenheit und das kulturelle Erbe Wert gelegt und viel Mühe darauf verwendet, die prachtvollen Bauten des Antebellum außen wie innen zu erhalten und zu konservieren. Es gibt heutzutage kaum einen besseren Ort, das Leben der Baumwollkönige von damals zu entdecken und sich von der Schönheit und Eleganz ihrer prächtigen Villen gefangen nehmen zu lassen. Das erkannten auch die Macher der bekannten Fernsehserie "Fackeln im Sturm" und drehten nirgendwo anders als in Natchez.
Entsprechend sind natürlich die aufwändigen Häuser aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg eine der Hauptattraktionen. Für die Öffentlichkeit zugänglich ist zum Beispiel "Stanton Hall", 1857 im griechischen Stil für den Baumwollmagnaten Frederick Stanton erbaut. Hier wurde an nichts gespart, angefangen von gewaltigen Säulen mit eisernen Kapitelln über silberne Türgriffe bis hin zu italienischem Marmor, deckenhohen, mit Blattgold überzogenen Spiegeln aus Frankreich und gewaltigen Kronleuchtern aus Bronze. Das Haus mit seinem zum Teil noch originalem Inventar befindet sich seit 1938 unter der Obhut des "Pilgrima Garden Club", der sich um die Erhaltung kümmert. Den Geschmack des Südens kann man gleich nebenan im "Carriage House Restaurant" erleben, wo unter anderem lokale Klassiker wie kleine Butterbiscuits und "Southern Fried Chicken" auf der Karte stehen.
Eher ungewöhnlich aber nicht minder sehenswert ist "Longwood", das größte achteckige Haus in den Vereinigten Staaten. Dieses herrschaftliche Wohnhaus ist im damals populären Design einer "orientalischen Villa" gehalten, wurde 1859 entworfen und ab 1860 für den wohlhabenden Baumwollfarmer Haller Nutt und seine Frau Julia erbaut. Die achteckige Rotunde öffnet sich zu allen sechs Stockwerken und wird von einem byzantinischem Dom gekrönt. Leider wurde der Bau nie vollendet, obwohl er anfangs flott vorankam - bei Kriegsausbruch im April 1861 verließen die Handwerker aus Philadelphia fluchtartig die Baustelle in Richtung Heimat. Zumindest das Erdgeschoss wurde noch mit örtlichen Handwerkern fertiggestellt und Julia Nutt lebte nach dem Tod ihres Mannes 1864 bis zu ihrem Tode 1897 mit ihren 8 Kindern in der unvollendeten Villa. Die meisten Möbel der Familie sind auch heute noch vorhanden und erinnern zusammen mit dem Haus genauso an die Herrlichkeit wie auch an die Schicksale und Tragödien der Vergangenheit.
Viele der Häuser stehen auch Übernachtungsgästen in Form von Bed & Breakfasts zur Verfügung - ein besonderer Tipp ist hier die Monmouth Plantation, wo man das Flair längst vergangener Zeiten hautnah erleben kann.
Eine weitere Sehenswürdigkeit, die man auf keinen Fall missen sollte, ist die Ausstellung "Natchez in Historic Photographs", zu finden in der Stratton Chapel (405 State St.) hinter der First Presbyterian Church im Stadtzentrum. Hier sind mehrere hundert Fotografien aus der Zeit von 1840 (!) bis 1951 zu sehen, die das Leben der Einwohner und ihrer Familien und die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Stadt sowie am und auf dem Mississippi in dieser Zeit dokumentieren und nachzeichnen. Es handelt sich hier um einer Auswahl von Abzügen der über 100.000 Originalnegative aus den Beständen der örtlichen Fotografen J.M. White, Henry d. Gurney und Henry C. Norman, die von Dr. Gandy in Jahrzehnte langer Arbeit gesichert und vor dem Verfall bewahrt wurden.
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Auch - man hätte es kaum vermutet - der Natchez Trace Parkway hat seinen Anfangspunkt in Natchez. Die 444 Meilen lange Strecke führt bis nach Nashville, Tennesse. Entstanden vor nahezu 8000 Jahren als Wildpfad, genutzt dann von Indianern, spanischen Entdeckern, britischen Truppen und schließlich den ersten Siedlern, wandelte er sich im Laufe der Zeit zu einer wichtigen Handelsroute. Mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt verlor die Route ihre überregionale Bedeutung und wurde nur noch von örtlichen Siedlern genutzt. Die heutige Straße wurde Ende der 30er Jahre angelegt und wird vom National Park Service verwaltet (Achtung, Tempolimit 50 Meilen!!!). Entlang des Traces liegen zahlreiche historische Sehenswürdigkeiten, Brücken und Gebäude, Wanderwege, Aussichtspunkte und immer wieder auch Stücke des originalen Trails, die erwandert werden können.
Deutschsprachige Informationen gibt es bei:
www.memphis-mississippi.de
Englischsprachige Homepage & Visitor Information:
http://www.visitnatchez.com/default.cfm